Dienstag 27. Mai 2003, 13:24 Uhr
Neuer Sars-Test aus Berlin
Toronto/Berlin (dpa) - Das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) hat einen
neuen Test für die Lungenkrankheit Sars vorgestellt. Damit könnten
im Blut Antikörper gegen die Viren nachgewiesen werden, teilte das
Institut am Montag mit. Der Test solle in zwei Wochen auf dem Markt kommen.
China meldete am Montag die niedrigste Zahl neuer Sars-Infektionen seit
fünf Wochen. In Taiwan stieg die Zahl dagegen um 15. Die Chefin des
Gesundheitsamtes der Hauptstadt Taipeh trat wegen Pannen in Krankenhäusern
zurück. In Toronto wurden drei weitere Sars-Todesfälle bestätigt.
Der auf Immunfluoreszenz basierende neue Test, der zusammen mit einer Lübecker
Firma entwickelt worden sei, bietet laut RKI zusätzliche Möglichkeiten,
ungeklärte Fälle genauer zu untersuchen. Der kommerziell verfügbare
Test an sich sei nicht neu, das RKI habe ihn jedoch standardisiert, so
dass er nun in jedem Labor eingesetzt werden könne, sagte der RKI-Virologe
Prof. Georg Pauli.
Nach Auskunft von Prof. Herbert Schmitz
vom Bernhard-Nocht- Institut für Tropenmedizin in Hamburg gibt es
bislang für Sars zudem einen chemischen Farbtest (ELISA), der ebenfalls
Antikörper nachweist, und einen Test auf das Erbgut der Viren (PCR-Test).
Bislang seien bei drei Sars-Fällen in Deutschland mittels Immunfluoreszenz-Test
Antikörper nachgewiesen worden. «In sechs anderen an die WHO
gemeldeten Fällen wurden meines Wissens bislang keine Antikörper
gefunden», sagte Schmitz der dpa. «Möglicherweise gab
es in Deutschland erst drei echte Sars-Fälle.» Für einen
schnellen Nachweis ist ein Antikörper laut Schmitz nicht geeignet,
da Menschen erst 10 bis 20 Tage nach der Erkrankung Antikörper entwickeln.
Weltweit registrierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis Montagabend
8202 Sars-Fälle und 725 Tote. Unterdessen befürchtet die kanadische
Regierung nach mehreren neuen Fällen schwer wiegende Konsequenzen
für die Wirtschaft. Toronto trage zu einem Viertel zum Bruttoinlandsprodukts
Kanadas bei, sagte der kanadische Außenminister Bill Graham nach
einem Treffen mit Bundesaußenminister Joschka Fischer in Berlin.
Nach Behördenangaben erhöhte sich die Zahl der Sars-Toten in
Kanada mit den drei nun bestätigten Fällen auf 27. In zwei Fällen
handelte es sich um Patienten, die Anfang Mai gestorben waren. Ein Dritter
starb am Wochenende am Schweren Akuten Atemwegssyndrom (Sars). Von mehr
als 30 neuen Verdachtsfällen haben sich bislang acht bestätigt.
Nachdem Wissenschaftler in Hongkong und Südchina von einer möglichen
Verbindung zwischen dem Coronavirus und dem Verzehr gefährdeter Tierarten
berichtet hatten, stellte die WHO klar, dass es sich dabei jedoch nicht
- wie zunächst angenommen - um die Zibetkatze handele. Vielmehr sei
bei der genannten Studie der Larvenroller (Paguma larvata), ebenfalls eine
Schleichkatze, untersucht worden. In englischsprachigen Medien in China
und anderen Ländern Asiens war zunächst von der Zibetkatze die
Rede. Ihr englischer Name «Civet Cat» ähnelt dem «Masked
Palm Civet» genannten Larvenroller.
Der dunkel- bis rotbraune Larvenroller wird rund 60 Zentimeter lang und
geht auf Bäumen und am Boden vor allem nachts auf Futtersuche. Laut
WHO ist der Zusammenhang aber noch nicht bewiesen.
Nach Angaben des chinesischen Vizegesundheitsministers Gao Qiang ist der
Tagesdurchschnitt neuer Fälle von etwa 80 in den ersten 10 Maitagen
auf jetzt etwa 20 gefallen. Die internationale Hilfsorganisation «Ärzte
ohne Grenzen» nahm in zwei Krankenhäusern in der Provinz Hebei
bei Peking die Arbeit auf. Die Mitarbeiter bilden Krankenhauspersonal darin
aus, Patienten zu isolieren und sich selbst zu schützen, wie die Organisation
in Berlin berichtete.
P A R T N E R L I N K S:
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